Dieser Gastartikel wurde von Matthias Uhlig zur Verfügung gestellt. Er ist Betreiber der Seite www.gesund-im-mund-bei-diabetes.de
Es ist medizinisch nachgewiesen, dass ungünstige Blutzuckerwerte die Gesundheit im Mundbereich negativ beeinflussen. Sie stehen unmittelbar mit Entzündungen des Zahnhalteapparates in Verbindung, die man Parodontitis nennt. Aber es gilt auch der umgekehrte Fall.
Der umgekehrte Fall, in dem eine durch aggressive Plaquebakterien generierte Parodontitis negativ auf den Diabetes wirken kann, ist womöglich weniger bekannt. Dennoch besteht eine allfähige Wechselbeziehung zwischen einem Diabetes mellitus, einer Paradontitis und dem folgenden Mundgeruch – übrigens eines der kleineren Übel. Dieser „systemische Effekt“ ist sowohl innerhalb der Diabetologie als auch in der Zahnmedizin wissenschaftlich erwiesen.
Weil Parodontitis insgesamt negativ auf die Zuckerkrankheit wirkt und nicht nur eine bloße Folgeerkrankung ist, ist eine optimierte Prävention äußerst wichtig. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte präventive Behandlungen können sowohl die Mundgesundheit als auch den allgemeinen Gesundheitszustand positiv beeinflussen. So steigern optimierte Blutzuckerwerte einerseits und eine sorgfältige Mundhygiene andererseits die allgemeine Lebensqualität Betroffener erheblich.
Zwei Volkskrankheiten treffen hier aufeinander: Sowohl ein Diabetes mellitus als auch eine manifestierte Parodontitis können massiven Mundgeruch und weitere Folgeerkrankungen indizieren und die ganze Lebensqualität massiv beeinträchtigen.
Viele ungünstig eingestellte Diabetiker leiden unter einer Parodontitis. Hier besteht im Vergleich zu Mitmenschen ohne Diabetes mellitus ein beinahe dreifach erhöhtes Risiko.
Bakterielle Zahnbeläge lösen Entzündungen des Zahnhalteapparates aus, die sich sowohl an den Zahnfleischrändern als auch in den Zahnzwischenräumen festsetzen können. Hier greifen sie das Gewebe an, auch Kieferknochen und Bindegewebe werden in Mitleidenschaft gezogen. So ist der Zahnhalteapparat von Diabetikern infolge eines andauernd erhöhten Blutzuckerspiegels belastet. Zudem schädigt hoher Blutzucker die Blutgefäße und die Selbstheilungskräfte der verschiedenen Gewebe – der Zahnhalteapparat wird weniger widerstandsfähig. Zusätzlich vermehren sich Bakterien in der Mundhöhle mehr und mehr, Entzündungen breiten sich aus. Für deren Schweregrad sind die Zuckerwerte und die Zeitdauer der Diabeteserkrankung bedeutende Einflussfaktoren.
Gesundheit im Mund mit Diabetes setzt folglich einen individuell gut eingestellten Blutzuckerspiegel voraus – damit sich der Zahnhalteapparat immer wieder regenerieren kann. Deshalb sind die kontinuierliche Kontrolle der Blutzuckerwerte und eine angepasste Behandlung so besonders wichtig.
Eine chronische Parodontitis ist im umgekehrten Fall dafür verantwortlich, dass Bakterien aus entzündlichen Zahnfleischtaschen in die Bahn des Blutes abgegeben werden können. Die Bakterienstämme können dann Zellen aktivieren, die diverse biologische Entzündungsparameter freisetzen. Auch in der Bauchspeicheldrüse können Insulin produzierende Zellen massiv geschädigt werden – die Blutzuckerwerte werden deshalb immer schlechter. Zudem erhöht eine massive Parodontitis Risiken für verschiedene arterielle Verschlusskrankheiten, für Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Schlaganfällen bis hin zu Herzinfarkten.
Zur Eindämmung des Parodontitisrisikos sind verschiedene wirksame Präventionsmaßnahmen anzuraten: Neben einer gesunden, ausgewogenen und maßvollen Ernährung sorgt regelmäßige Bewegung für Gewichtsabnahme – Senkungen des vorhandenen Blutzuckerspiegels sorgen dann für eine Risikominimierung.
Zahnmediziner präferieren zudem die turnusmäßige, sorgfältige Reinigung aller Zahnzwischenräume. Zweimal jährlich sollten entsprechende Kontrolluntersuchungen erfolgen, um rechtzeitig geeignete Therapien einleiten zu können. Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen sind weitere wirkungsvolle Vorbeugemaßnahmen.
Entscheidend ist auch die tägliche Mundpflege in den heimischen vier Wänden – so können die guten Effekte professioneller Zahnreinigungen über lange Zeiträume aufrechterhalten werden.
Grundsätzlich unverzichtbar ist die tägliche Zahnpflege am Morgen nach dem Frühstück sowie am Abend vor dem Schlafengehen. Dabei ist die richtige Zahnputztechnik das A und O und wer will, erhält hierzu Tipps von seinem Zahnarzt. Die speziellen Interdentalbürsten sowie die ständige Verwendung von Zahnseide gehören in die täglichen Reinigungsprozeduren.
Nach Absprache mit dem Zahnarzt können medizinische Mundspüllösungen wirkungsvoll desinfizieren und schädliche Bakterien bekämpfen.
Entzündungen des Zahnhalteapparates und Diabetes mellitus stehen zueinander in bisher oft unterschätzten Wechselwirkungen. Sie sind ein weiterer Beleg für die große Bedeutung der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde für die allgemeine Gesundheit.